Mensch ärgere Dich nicht!

Wie Ärger Sie runterzieht und Ihnen das Leben vermiest.

Wie geht es Ihnen heute? Haben Sie sich schon geärgert?

Das Ärgern ist für uns ein alltägliches Ritual und ständig präsent. Wir sind gerne bereit, auf andere zu schimpfen und uns selbst gedanklich niederzumachen.

Ärger ist gesellschaftsfähig, kommunikationsbereichernd und eine optimale Möglichkeit zum Erhaschen von Aufmerksamkeit.

Die zwei Arten, das Ärgern über sich selbst und das Ärgern über „die Anderen“, bilden eine Einheit, die jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.  

Die beiden Varianten

Täglich überwiegt bei mir erst mal der Ärger über „die Anderen“: Der Autofahrer, der mich schneidet, der Kollege, der den Papierstau im Kopierer nicht beseitigt hat, die Kassiererin, die total langsam ist usw.

Doch lassen Sie uns genauer hinschauen. Das Ärgern über sich selbst liegt oft versteckt unter dem Ärger, über „die Anderen“.

  • Der Autofahrer, der mich schneidet, macht mich so ärgerlich, weil ich mich total erschrocken habe und stark bremsen musste.
  • Der Papierstau am Kopierer ärgert mich, weil es mich jetzt Zeit kostet, die ich nicht habe, weil ich mit der Aufgabe zu spät angefangen habe.
  • Die langsame Kassiererin ist „Schuld“ daran, dass ich zu meinem Termin zu spät komme. Prinzipiell hätte ich auch eher losgehen können.

Zu welcher der beiden Varianten – oberflächlich betrachtet – tendieren Sie?   

Die alltäglichen Folgen

Sie kennen diese Standard-Situation. Es ergibt sich ein Gespräch in der Mittagspause oder beim Einkaufen und eine Person berichtet von einem Ärgernis.

Aufgrund der Gesellschaftsfähigkeit von Ärger wird keiner der Anwesenden sagen: „Du, lass mal gut sein und erzähle mir doch lieber etwas Nettes!“. Nein, eher wird mitgefühlt und mitgelitten. Im weiteren Verlauf wird die Kommunikation von allen Anwesenden mit Ärgernissen bereichert und ausgedehnt, um ebenfalls Mitgefühl und Bedauern zu erhalten. Es ist vielleicht eine unangenehme Wahrheit, aber das darf jeder für sich beurteilen.

Es geht beim Ärgern überwiegend um die Aufmerksamkeit von anderen Menschen und um den „Zwang“, noch etwas Ärgerlicheres erlebt zu haben.  

Der Durchblick

Um den Durchblick zu bekommen, schauen Sie bei der nächsten Gelegenheit einmal genau hin: Wie viele der Personen hören Ihnen WIRKLICH zu, wenn Sie von Ihrem Ärger berichten?

Schauen Sie – oder besser noch – fühlen Sie genau hin: Wie viel ECHTE Aufmerksamkeit bekommen Sie? Wie viel AUFRICHTIGES Mitgefühl wird Ihnen entgegengebracht?

Vermutlich hören die wenigsten hin. Vermutlich schenken Ihnen die wenigsten Menschen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

In den meisten Fällen sind die Zuhörer schon damit beschäftigt, eine eigene Geschichte zu suchen, während Sie erzählen und Mitgefühl erwarten. Diese Geschichte wird direkt im Anschluss erzählt, gerne um zu beweisen, dass es super nachvollziehbar ist, wie ärgerlich das für Sie war. Doch wer braucht diesen Beweis? Wäre das AUFMERKSAME Hinhören nicht „Beweis“ genug? So wie eine Geschichte im Verlauf vieler Erzählungen immer weiter dramatisiert wird, nimmt auch die Konversation den Drama-Part auf. Der Nächste versucht mit seiner Situation einen draufzusetzen und der Übernächste noch etwas mehr. Niemand möchte der mit dem „Pille-palle Ärger“ sein.

Fakt ist also: In den wenigsten Situationen bringt Ihnen die Erzählung Ihres Ärgernisses etwas. Aber was macht die ständige Wiederholung der Ereignisse mit Ihnen?

Sie bewegen sich immer wieder in den Ärger hinein. Gefühlsmäßig sind Sie immer wieder in dieser blöden Situation, wo Sie verärgert waren. Sie rufen ein negatives Erlebnis ab, und füllen Ihr Tagesgeschehen mit einem Wiederholungsprogramm, anstatt diese Situationen in der Vergangenheit ruhen zu lassen.

Um dem Thema auf den Grund zu gehen, habe ich einen Selbsttest gestartet.

Der Selbsttest

Ich habe mich in einigen Situationen geärgert und in den darauf folgenden Begegnungen versucht, bewusst andere Themen auszuwählen.

Erfolgreich? Es hat mal mehr und mal weniger gut geklappt. 

Das Ergebnis

Wenn ich es geschafft hatte, andere Themen anzusprechen, war ich nach den Gesprächen viel besser gelaunt und fühlte mich gut.

Wenn ich es nicht geschafft hatte, war ich im weiteren Tagesverlauf weniger neugierig, eher unlustig, niedergeschlagen und am Abend schneller müde. 

Die Veränderung

Heute bin überwiegend auf der Suche nach positiven Gesprächsinhalten. Da meine Gegenüber das nicht zwangsläufig mitmachen, versuche ich meinen Beitrag positiv zu gestalten, auch auf die Gefahr hin, als Optimist dargestellt zu werden.

Mir ist Ärger nicht mehr wichtig genug, um ihm Zeit zu schenken und mich in Wiederholungen zu ergehen. Ich muss auch nicht mehr kommunizieren, dass mir schon viel schlimmere Ärgernisse begegnet sind.

Es gibt eine Wahl.

Die Umstellung trägt Früchte und lässt mich nach weiteren positiven Veränderungen suchen:

Ärger lässt sich durch Gelassenheit weiter reduzieren.

Bin ich gelassen und im Frieden, kann ich den Autofahrer einfach gewähren lassen. (Er hat es vermutlich so eilig, weil er gerade Vater wird und ins Krankenhaus will.)

Ich kann den Papierstau einfacher hinnehmen, weil es zu viel von meiner Zeit kostet, den verursachenden Kollegen zu suchen und ihn dafür zur Rede zu stellen.

Ich kann die Zeit in der Kassenschlange für ein nettes (!) Gespräch mit meinem „Schlangennachbarn“ nutzen oder weiter vorn nett darum bitten, ob ich vorgelassen werde. Mein Ärger wird an dieser Stelle rein gar nichts beschleunigen.

Ich habe die Wahl, ob ich auf die Aggression des Autofahrers einsteige, ob ich weitere Zeit vergeude oder ob ich das Beste aus dem machen möchte, was mir begegnet.

Ich versuche, mir – bei aufkommendem Ärger – immer wieder bewusst zu machen, ob mir dieser irgendwie hilft.

Manchmal ist es wichtig!

Es kommt vor, dass ich entscheide, mich voll auf den Ärger einzulassen. Dann muss etwas raus! Ich gehe in die Luft wie eine Rakete! Ich nutze die Gelegenheit, die sich gerade anbietet.

Doch die Wiederholungen lasse ich trotzdem weg. Wenn es raus ist, ist es vorbei und die Gelassenheit darf wieder nach vorne rücken.

Und falls Sie sich fragen sollten, ob das tatsächlich klappt: Wie gesagt, mal mehr und mal weniger! Doch ich bin mir sicher: Übung macht den Meister!

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele Erfolge und einige Erfahrungen. Damit Sie für sich feststellen können, was Sie möchten und was nicht.

Möchten Sie mir von Ihren Erkenntnissen berichten? Gern können Sie die Kommentarfunktion dafür nutzen.

 

Blogbeitrag: Januar 2018 / Bildnachweise: https://pixabay.com/

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