Momentaufnahme vs. Perspektivwechsel

Aktuell werden wir mit vielen Nachrichten konfrontiert: positive und aufmunternde Geschehnisse, direkt danach wieder negative. Politiker sprechen viel, sagen nichts. Vor einigen Tagen – bezeichnend für diesen Irrsinn: Ein Politiker spricht zu Journalisten. Er und zwei weitere Personen halten Atemschutzmasken in der Hand, hinter ihnen der offene LKW, auf dem die Kartons mit den bestellten Schutzmasken zu sehen sind. Ich frage mich, hätte es nicht ausgereicht, einfach eine Mitteilung an die Presse zu machen, um die dringend benötigten Masken direkt zu verteilen, anstatt erst einen Pressetermin zu vereinbaren, um den eigenen Kopf werbewirksam in eine Fernsehkamera zu halten?

Hinsehen vs. Berieselung

Diese Langsamkeit widerspricht den verbreiteten Horrorszenarien gerade so sehr, dass man auf den Gedanken kommen könnte, dass alles doch nur „Panikmache” ist. Wie im letzten Newsletter beschrieben, lasse ich die Berichterstattung nur zeitlich begrenzt an mich heran und lehne eine dauerhafte Berieselung ab. Dass mir dann genau diese Nachrichten unterkommen, finde ich ziemlich interessant. Ich ziehe daraus zwei Rückschlüsse: a) Ich treffe zufällig (?!) genau auf diese Szenen – oder b) Es gibt noch wesentlich mehr davon und in der Panik fällt es vielen Menschen gar nicht auf. Vielleicht ist es sinnvoll, sich auf das genaue – oder besser bewusste – Hinsehen zu fokussieren, um das Drama für sich etwas herunterzufahren.

Kleine Mitschnitte

Ja – es ist eine extreme Situation, in der wir uns aktuell befinden. Unterschiedlichste Quellen bieten unterschiedlichste Informationen. Da gibt es die Position der Experten, die das Dramatische betonen und es gibt die Position von Experten, die verlauten lassen, dass das eigentliche Drama durch die ergriffenen Maßnahmen hervorgerufen wird. Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen, doch der Status ist: Die Wirtschaft wird zu großen Teilen lahmgelegt.

Um das wiederum abzufangen, wird bei der Benennung von Fördergeldern mit Milliardenzahlen hantiert. Schaut man genauer hin, sind die Summen für einige Unternehmer ein Tropfen auf den heißen Stein. Ja – sicher, besser als gar kein Tropfen, aber im ersten Moment der Verkündung hört sich eine solche Zahl nach mehr an.

Herr Bosselmann (Landbäckerei Bosselmann, Hannover) hat in einer Fernseh-Fragerunde eine sehr interessante Aussage getroffen. Sinngemäß: ‚Es können leicht große Summen von der Politik verabschiedet werden, wenn sie sicher sein können, dass durch die entsprechenden Instanzen nur noch Bruchteile davon bei den Betroffenen ankommen werden.’

Als Erstes fallen mir dazu die anfänglichen Unterstützungskredite für Unternehmen ein. Es stellte sich heraus, dass sich die geforderten Zinssätze rankingabhängig sind und sich im hohen einstelligen Plus-Bereich bewegen. Darf man da wohl fragen, wie das zur aktuellen Zinssituation passt?

Wir sind aktuell gefordert, uns um uns und um unsere Mitmenschen zu kümmern. Wir denken mit und helfen, wo wir können und dürfen. Beim Hackathon der Bundesregierung #WirVsVirus ging es um die Umsetzung von Ideen, die einen gesellschaftlichen Mehrwert in der aktuellen Krisensituation bieten. Von Menschen für Menschen, für Unternehmen und für ein soziales Miteinander. Über 42.000 Menschen hatten sich angemeldet, um 48 Stunden lang 1.500 Ideen in die Tat umzusetzen und es sind tolle Projekte in dieser kurzen Zeit daraus entstanden. (Wer sich einen eigenen Eindruck verschaffen möchte, kann sich die kurzen Videozusammenfassungen der Projektgruppen auf Youtube anschauen.) Auch nach dieser Zusammenfassung wurden die einzelnen Projekte durch ehrenamtliches Wirken weiter vorangetrieben, weil man etwas Sinnvolles beitragen möchte.

Doch das soziale Miteinander hört spätestens dann auf, wenn kritische Stimmen laut werden. Schnell ist das soziale Engagement vergessen, ein konkretes Feindbild taucht vor den Augen auf und los geht die Hackerei, die durchaus ins Persönliche abdriften kann. Ich hätte da eine Idee: Wie wäre es, solche Informationen nicht als Angriff zu sehen, sondern sie als Anregung zum Perspektivwechsel zu betrachten? Ich würde mich darüber freuen, denn dann bleibt mehr Energie für das soziale Miteinander übrig, das wir aktuell gut gebrauchen können.

Danke!

Nun ja, das musste irgendwie mal so raus. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich hier um eine rein subjektive Darstellung meiner Wahrnehmung handelt und daraus ein eher untypischer Blogbeitrag geworden ist. Der Mehrwert …? Das darf jeder selbst entscheiden. Mein Mehrwert liegt auf der Hand: Ich konnte das zum Ausdruck zu bringen, was mir u.a. so auf den Zwirn geht.

Für den nächsten Monat verspreche ich ein anderes Thema. Diesmal möchte ich mich bei Ihnen fürs „Zuhören” bedanken und gebe Ihnen im Gegenzug gern die Gelegenheit, mir im Kommentarfeld zu hinterlassen, was Sie gerade so bewegt.

Herzliche Grüße und eine gesunde Zeit!

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Blogbeitrag: März 2020 / Bildnachweise: https://pixabay.com/

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