Entscheidung oder Nicht-Entscheidung –

Alles hat eine Konsequenz!

Wie sich ein Vogel seinen Ast sucht, so ist der Mensch mit seinen Problemen. Er schaut, wo er sich niederlassen kann, welches Problem er gerade vor sich hat und denkt darüber nach, wie er es lösen kann.

Der Vogel wird vom Wind auf seinem Ast hin- und hergeschaukelt, hält sich fest und genießt sein Leben. Der Mensch macht das ähnlich. Er sucht sich das Problem, hält sich daran fest, wird durchgeschüttelt, kommt aber nicht zum Genießen.

Sorgenvoll wird alles durchdacht, nach Lösungen und Alternativen gesucht, doch oftmals keine Entscheidung getroffen. Das Problem wird festgehalten, darüber gesprochen und weiter voller Sorge darauf „herumgeschaukelt“.

Die zwei Gestaltungsmöglichkeiten

Es wird eine Entscheidung getroffen.

Es wird keine Entscheidung getroffen (und ggf. weiter überlegt). 

Zu beachten ist, dass das Nicht-Treffen einer Entscheidung ebenfalls eine Entscheidung ist, denn daraus entstehen Konsequenzen.

Für den Entscheidungsunwilligen (der Einfachheit halber, weiter mit „er“ betitelt und nicht gegendert) ist es die Suche nach der perfekten oder optimalen Lösung, die ihn umtreibt. Eine halbgare oder eine Zwischen-Lösung ist keine Option, da die Folgen „zu dramatisch“ sein könnten. Er glaubt, dass er unzureichende Informationen vorliegen hat. Doch das ist häufig nur vorgeschoben, tatsächlich ist es genau anders herum.

Er ist (noch) nicht bereit, die volle Verantwortung für die eigene Entscheidung zu übernehmen, da es schlecht ausgehen könnte.  

Die Krux mit der Verantwortung!

Es geht im Leben grundsätzlich um das Übernehmen von Verantwortung.

Die Falschinformation ist, dass beim Nicht-Entscheiden keine Verantwortung fällig ist, denn es wurde nichts entschieden! Dies denken weit mehr Menschen, als man glauben mag. Richtig ist: Alles, was wir tun oder nicht-tun, hat Konsequenzen.Die Falschinformation ist, dass beim Nicht-Entscheiden keine Verantwortung fällig ist, denn es wurde nichts entschieden! Dies denken weit mehr Menschen, als man glauben mag. Richtig ist: Alles, was wir tun oder nicht-tun, hat Konsequenzen.

Zum besseren Verständnis zwei Beispiele:

1. Berufswechsel – Ja oder Nein?

 

Mein Job gefällt mir nicht, denn ich bin jeden Abend völlig fertig. Meine Freude ist irgendwann auf der Strecke geblieben, aber ich kann mich nicht entscheiden, mir einen anderen Job zu suchen.

Mögliche Konsequenzen dieser Nicht-Entscheidung können Krankheiten wie Magenschmerzen, Depression, Müdigkeit usw. sein.

Wenn das passiert, könnte ich mir denken: „Wie gut, dass ich den Job nicht gewechselt habe, sonst würde mir jetzt (in der Probezeit) die Kündigung drohen.“

Denkt man in Ruhe darüber nach, wird man schnell bemerken, dass das nicht stimmen kann. Hätte man sich für den Jobwechsel entschieden, wäre das Krankheitsbild vermutlich nicht aufgetreten. Warum? Man hat wieder Freude, geht gern zur Arbeit und hat abends wieder mehr Energie. Es besteht kein Grund mehr, eine „Ruhepause“ einzulegen.

Der Körper reagiert in diesem Beispiel auf die schlechten Umstände, weil keine Entscheidung getroffen wurde. Der Körper ist ein guter Indikator, wenn man auf die Spiegel im Alltag nicht reagiert. (Was sich dahinter verbirgt, ist in meinem Blogbeitrag 03/2018 nachzulesen.) Bekommt man vom Körper eine Auszeit verpasst, ist das ein deutliches Signal.

Hätte ich mich bewusst gegen den Jobwechsel entschieden, schafft das klare Verhältnisse. Dies resultiert vielleicht aus den persönlichen Umständen, stoppt aber das Hin- und Herwälzen meines Problems. Ich mache mit dieser Klarheit nicht mehr so viele Überstunden und führe mir die positiven Aspekte (Entscheidungsgrundlage) immer wieder vor Augen.

2. Größere Investition? Ja – oder Nein?

In diesem Beispiel geht es um den Kauf eines neuen Autos.

Mein Auto ist alt und ständig stehen neue Reparaturen an. Ich fühle mich unwohl, weil es jederzeit erneut ausfallen könnte und mir graut schon jetzt vor der nächsten Reparaturrechnung. Ich schaue aktiv nach einem neuen Auto, durchforste die verschiedenen Plattformen, suche bei Händlern und so weiter.

Ich habe Glück und finde einen Wagen, der die für mich optimale Ausstattung hat. Er ist noch ziemlich neu, hat eine Werksgarantie, soll aber auch viel Geld kosten. Ich bin hin- und hergerissen: Was soll ich tun? So viel Geld ausgeben oder über eine Finanzierung nachdenken? Das Auto in Zahlung geben oder es privat verkaufen? Darauf hoffen, dass mit der nächsten Reparatur alles erledigt ist und ich es ohne weitere Ausfälle noch 2 Jahre (bis zum vermutlichen bitteren Ende) gut fahren kann?

Während ich das Problem noch hin- und herwälze und mich nicht entscheiden kann, versagt mein altes Auto erneut. Mein Druck nimmt nochmal ordentlich Fahrt auf. Daran bin ich selbst „Schuld“ und kann das nicht dem alten Auto in die Schuhe schieben. Ich übernehme die Verantwortung, hadere nicht mehr mit der unerträglichen Situation und treffe eine Entscheidung.

Variante 1: Es wäre leichter gewesen, wenn ich mich frühzeitig entschieden hätte, mein altes Auto bis zum bitteren Ende zu fahren. Der Druck wäre nicht noch verstärkt worden und ich hätte Klarheit für meine Vorgehensweise gehabt. Zwar wäre die Reparatur noch überraschend gekommen, aber der Stress wäre minimal ausgefallen.

Variante 2: Ich entscheide mich, das Geld in die Hand zu nehmen und mir das neue Auto zu kaufen. Der alte Wagen ist beim Händler und ich habe damit nichts mehr zu tun. Ich habe einen zuverlässigen Wagen, (vielleicht einige Schulden) und für den Fall der Fälle eine Werksgarantie.

Und am Rande sei bemerkt: Selbst wenn ich bei Variante 1 das Auto doch nicht bis zum bitteren Ende fahre, sondern mich 3 Monate später für einen neuen Wagen entscheide, ist das völlig egal und allein meine Sache.  

Fazit  

Meine Entscheidung, meine Verantwortung.

Meine Nicht-Entscheidung, auch meine Verantwortung.

Wer ein Problem vor sich hat und dieses dreht und wendet, darf sich das gern bewusst machen. Es geht immer darum, die Verantwortung zu übernehmen. Ok, das macht die Entscheidungsfindung nicht einfacher. Aber vielleicht hilft es, schneller zu einer Entscheidung zu kommen.

Bei mir klappt es schon viel besser, eine schnelle – zuverlässig recherchierte und gut überdachte – Entscheidung zu treffen. Die schlimmsten Dinge tauchten in meinem Leben auf, als ich Entscheidungen hinausgezögert oder nicht getroffen habe.  

Meine Alternative zur Entscheidungsfindung

Das Gefühl „Ich-weiß-nicht-genug-um-eine-Entscheidung-zu-treffen“ kenne ich gut. Manchmal kann ich die Details nicht abschätzen, um daraus die „richtige“ Lösung abzuleiten. In diesem Fall frage ich andere (sorgfältig ausgewählte) Menschen nach ihren Erfahrungen. Ich erzähle nichts von meinem Problem, denn ich möchte nicht, dass sie mein Problem lösen. Ich frage sie nach ihren Erfahrungen in einer solchen Situation. Welche Gedanken sie sich gemacht haben, zu welcher Lösung sie gekommen sind und wie es – im Nachhinein betrachtet – für sie ausgegangen ist. Das verschafft mir weitere Informationen, um eine Entscheidung in meinem Fall zu treffen.  

Zu guter Letzt!

Nochmal – in aller Deutlichkeit:

Ich kann jede Entscheidung jederzeit neu treffen und anders gestalten. Es gibt kein ABER …

Vielleicht kommen Kommentare wie „Aber letzte Woche hast du es anders haben wollen…!“. Egal. Ich übernehme die Verantwortung und sage: „Ja, letzte Woche war das so, aber aufgrund der neuen Entwicklungen habe ich mich neu entschieden.“

Das lässt sich nicht aushebeln. Es ist, wie es ist! Manche lassen auch dann nicht locker und starten einen neuen Versuch: „Das ist aber inkonsequent!“, um mich zu verunsichern. Egal.

Letztendlich ist alles meine Entscheidung und meine Verantwortung! Ich lebe damit und fühle mich dem Vogel auf dem hin- und herschwingenden Ast immer ähnlicher und kann es schon mal genießen. 

 

Vielleicht möchten Sie mir berichten, wie es Ihnen geht oder welche Lösungen Sie gefunden haben. Ich freue mich auf Ihre Kommentare!   

 

 

Blogbeitrag: April 2018 / Bildnachweise: https://pixabay.com/  

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Kommentar
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Kommentare:

11.11.2018, Sabine Gilles

Hallo,

habe schon 1000 Leute in 40 Jahren gefragt ... und bin in meinen Entscheidungen immer seeeeeehr zögernd gewesen. Jetzt dauert es wieder fast 2 Jahre ...
2 Faktoren, die mir dabei sehr schwer fallen

1. es geht um eine Beziehung/ Ehe, die unglaublich unglücklich ist und ich es nicht herausfinde, woran das liegt

2. ich möchte verantwortlich auch vor Gott entscheiden ... und bin durch das Zögern immer unverantwortlicher ..

Bei Beziehung zu einem anderen Menschen läuft das so besonders schlimm ...

Grüße Sabine Gilles

13.11.2018, Helga Ranft

Hallo Frau Gilles,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht leichter wird, wenn man andere Menschen fragt. Einige waren dabei, die meine Entscheidung später verurteilt haben, weil sie nur einen Teil der Geschichte kannten (nämlich den, den ich erzählt hatte). Überwiegend waren das die weniger schönen Dinge.

Bedenken Sie: Sie sind die Expertin für Ihr Innerstes, Ihre Gefühlswelt. Demnach können nur Sie eine Entscheidung treffen oder (noch) nicht treffen. Unverantwortlich ist das aus meiner Perspektive nicht, da Sie bereits die Verantwortung für Ihr Zögern übernehmen.

Freundliche Grüße

Helga Ranft