Sie verändern Ihre alten Muster? –
7 Hinweise, die es Ihnen leichter machen!

Verhaltensänderungen haben ihre ganz eigenen Gesetze – so könnte man meinen. Nichts ist mehr, wie es war, nichts lässt sich richtig einordnen, und in das eigene Leben zieht eine Unsicherheit ein, die in dieser Art noch nicht da war.
Wie geht man damit um? Wie findet man die Bezugspunkte oder Messgrößen, die nutzbar sind?

Hier finden Sie Hilfestellungen für die Umsetzung Ihrer Verhaltensänderungen. 

So geht es nicht weiter!

Es ist egal, warum Sie sich und Ihre bisherigen Muster verändern wollen – es ist toll, dass Sie das tun. Kommen Sie in Ihrer wahren Welt an. Zeigen Sie Ihr „echtes“ Gesicht – nicht mehr die nette Maske, die Sie die letzten Jahre getragen haben –, bauen Sie Ihr Standing auf und leben Sie Ihr eigenes Leben, nicht mehr das der anderen.

Ihnen ist vielleicht klar, dass sich lang eingeprägte und gelebte Muster nicht unbedingt mit einem Fingerschnippen ändern lassen. Hier möchte ich Ihnen einige Möglichkeiten und Hinweise an die Hand geben, damit es Ihnen leichter fällt.

Hinweis 1: Beschimpfen Sie sich nicht!

Wenn ein Mensch viele Jahre in einem bestimmten Schema gelebt hat und dieses Schema jetzt ändern möchte, neigt er dazu, die Vergangenheit als schlecht zu deklarieren. „Ich hätte das schon viel früher ändern müssen, dann würde es mir heute nicht so schlecht gehen!“ oder „Ich könnte schon längst viel mehr Durchsetzungsvermögen an den Tag legen und sollte mich nicht immer so rumschubsen lassen!“.

Doch ganz ehrlich: Das hilft Ihnen kein bisschen. „Müsste/könnte/sollte“ dürfen Sie aus Ihrem Wortschatz streichen. Die inneren Beschimpfungen ziehen Sie nur herunter und beziehen sich auf die Vergangenheit, die Sie – in keiner Weise – mehr verändern können. Sie wollen etwas Neues schaffen, also sparen Sie sich diese Energieräuber und konzentrieren Sie sich auf die kommenden Situationen.

Kurzer Rückblick (in die Kindheit)

Um die eigenen Beschimpfungen besser ablegen zu können, schauen Sie mal, warum Sie sich bisher so verhalten haben. Denken Sie bitte mal zurück. Woher stammen die alten Verhaltensweisen?

  • Wenn Sie heute z.B. ein sehr leiser Mensch sind, haben Sie als Kind vielleicht sehr laut gespielt. Sie wurden immer ermahnt, leise zu sein und irgendwann haben Sie Ihr Verhalten den Vorgaben der Eltern angepasst.
  • Wenn Sie bisher immer die Erwartungen anderer Menschen erfüllt haben, haben Sie vielleicht nur sehr sparsames Lob und wenig Aufmerksamkeit von Ihren Eltern bekommen. (Ihre Eltern dachten, sparsame Lobeshymnen wären ein guter Ansporn, damit Sie später etwas Tolles erreichen können.)
  • Vielleicht haben Sie eine tolle Kreativität als Kind gezeigt, wenn es um die Auswahl der Bekleidung ging. Doch Ihre Eltern haben Sie ermahnt, sich konservativ anzuziehen, damit die Nachbarn nicht so komisch gucken. Um diesen Ermahnungen auszuweichen, haben Sie sich die Kreativität abtrainiert.

  Das sind nur einige Beispiele für Ihr Selbstverständnis, Sie werden bestimmt die richtigen Ansätze finden, warum Sie diese „Schutzhaltung“ einnehmen mussten.

Hinweis 2: Fangen Sie „klein“ an!

Machen Sie sich keinen Druck. Er wird schon weniger, wenn Sie sich nicht mehr ständig innerlich beschimpfen. Doch alles auf einmal ändern zu wollen – also auf ganzer Linie –, ist de facto kein guter Plan.

Nehmen Sie sich einzelne Situationen heraus, in denen Sie Ihr neues Verhaltensmuster testen. Suchen Sie sich eine leichte Aufgabe, außerhalb Ihrer Familie. Zum Beispiel testen Sie Ihre Stärke mal in einem Café. Reklamieren Sie einen lauwarmen Kaffee oder fordern Sie den Kellner auf, zu kassieren, während Sie bisher lieber gewartet haben, bis er zufällig mal wieder an Ihrem Tisch vorbeigeschaut hat. Bleiben Sie freundlich und bestimmt! Genießen Sie den Moment!

Feiern Sie Ihre kleinen Erfolge!

Suchen Sie sich in einer Woche zwei, drei (oder mehrere) dieser „kleinen“ Situationen und schreiben Sie Ihre positiven Erfahrungen auf. Damit schaffen Sie sich einen Überblick, was Sie schon alles geschafft und umgesetzt haben. Im Verlauf dieser Umstellung können Sie darauf zurückgreifen, wenn es Ihnen mal nicht schnell genug geht.

Hinweis 3: Gehen Sie an die wichtigeren Themen!

Nachdem Sie Ihre ersten Erfolgserlebnisse gemacht haben, gehen Sie den nächsten Schritt. Sie suchen sich wieder Situationen aus – diesmal im Bekannten- und Kollegenkreis. (Beachten Sie: Noch nicht in der Familie!)

Ihre Bekannten kennen Sie bereits länger, die wissen wie Sie ticken. Oder wissen zumindest, wie Sie bisher getickt haben. Zum Beispiel können Sie Durchsetzungsvermögen zeigen, indem Sie „Nein!“ sagen, wenn Sie gebeten werden, mal wieder ein Geschenk für den runden Geburtstag eines Kollegen zu besorgen. Wenn es Ihnen leichter fällt, begründen Sie Ihr Nein. Später dürfen Sie das gern auch ohne Rechtfertigung stehen lassen. Aber wie gesagt – kleine Schritte sind besser. (Mehr zu den Rechtfertigungen finden Sie in meinem Blogbeitrag: „Nein.“ sagen können.)

Wählen Sie auch hier nur einige Situationen bewusst aus und notieren Sie Ihre positiven Erlebnisse.

Was auf Sie zukommt!

Ihre Kollegen werden irritiert sein und werden versuchen, Sie doch noch zu überzeugen. Ihre Bekannten werden Sie mit den „üblichen“ Methoden bewegen wollen, doch wieder in Ihren alten Bahnen zu laufen.

Wenn Sie das bemerken, wissen Sie, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Auch wenn es sich schwer anfühlt, versuchen Sie, Ihre Position zu halten. Das wird vielleicht nicht immer klappen, aber auch das ist ok. (Bitte fangen Sie nicht wieder mit den eigenen Beschimpfungen an). Übung macht den Meister!

Ihr Umfeld ist plötzlich mit seiner Eigenverantwortung konfrontiert. Jetzt ist keiner mehr da, an den man etwas delegieren kann. Das bedeutet, selbst tätig werden zu müssen. Aus deren Blickwinkel ist es immer einen Versuch wert, Ihnen die Arbeit doch wieder zuzuschieben. Also wird mit Schmollmund und Welpenaugen versucht, sie zur Umkehr zu bewegen. Bleiben Sie stark, Sie schaffen das. Trotzdem werden dann die härteren Geschütze aufgefahren. Von Beleidigtsein bis Wütendwerden kann alles dabei sein. Halten Sie durch, es wird belohnt!

Hinweis 4: Nehmen Sie die Reaktionen der anderen nicht persönlich!

Das ist mein voller Ernst! Nehmen Sie das nicht persönlich. Es geht bei diesen Methoden nicht um Sie. Weit gefehlt. Es geht um Ihr Gegenüber. Dieser muss die Arbeit selber tun, selbst in Aktion treten. Dabei hatte er geplant, dass Sie das übernehmen. Mit Ihrem Durchhaltvermögen geben Sie diesem Menschen seine Eigenverantwortung zurück.

Beachten Sie: Ihr Gefühl braucht eine neue Messlatte!

Ihr Gefühl hatte bisher eine feststehende Messgröße, die mit den alten Verhaltensmustern etabliert und definiert wurde. (Waren Ihre Eltern zufrieden, waren Sie das auch.) Verändern Sie sich jetzt, können Sie die Zufriedenheit Ihrer Mitmenschen nicht mehr an dieser Messlatte ablesen. Ihre neue Art löst vorrangig unterschwellige Angst bei anderen aus. Angst, weil sie jetzt durch das neue Verhalten aus ihrer Komfortzone kommen müssen.

Hinweis 5: Achtung – Die Vorzeichen sind verdreht!

Ich weiß, es fühlt sich komplett blöd an. Aber Sie sind nicht daran schuld, dass Ihr Gegenüber schlecht gelaunt ist. Dieser ist – ehrlich betrachtet – sauer auf sich selbst, weil er es nicht geschafft hat, Ihnen die Arbeit zuzuschieben.

Sollten Sie das „Starkbleiben“ mal nicht durchziehen können, ist es auch völlig in Ordnung. Versuchen Sie vor dem „Rückzug“ eine kleine Denkminute einzubauen. Gönnen Sie sich einen Moment der bewussten Entscheidung, um Ihre Absage rückgängig zu machen. Weil Sie mit klarem Kopf und nicht aus dem Bauchgefühl entscheiden, eliminieren Sie nachfolgende „Ich bin schwach“-Gedanken. Jetzt ist es keine Reaktion mehr, sondern eine Entscheidung. Tragen Sie die Konsequenz Ihrer Entscheidung mit Würde (und ohne Beschimpfung).

Je schlimmer die Reaktion, je größer Ihr Erfolg!

Sie werden immer wieder feststellen: Je schlimmer und unangenehmer die Reaktion ist, desto mehr haben Sie Ihr Vorhaben der Verhaltensänderung in die Tat umgesetzt. Leider fühlt sich das nicht so positiv an wie es tatsächlich ist. Greifen Sie auf Ihre Positiv-Liste zurück. Lesen Sie nach, was Sie schon alles geschafft haben. Sie sind gut! 

Hinweis 6: Die Verhaltensänderung im Freundes- und Familienkreis!

Dies ist die höchste Hürde. Die Familienmitglieder wissen genau, welche Knöpfe bei Ihnen gedrückt werden müssen, damit Sie in die richtige Richtung laufen. Doch Ihre Entscheidung, die eigenen Muster zu durchbrechen und für sich die Verantwortung zu übernehmen, hat einen Grund. Ihnen geht es nicht gut. Jetzt kommen Familie und Freunde an einen Punkt, wo sie sich damit auseinandersetzen müssen, was ihnen wichtiger ist: Soll es Ihnen zukünftig besser gehen dürfen? – Oder beharren Freunde und Familie auf ihrer Komfortzone?

Gut, dass Sie in leichteren Situationen schon geübt haben, auch hier werden sich wieder Situationen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad anbieten. Machen Sie es wie bisher. Fangen Sie klein an und steigern sich Zug um Zug. Notieren Sie die Erfolge und schauen Sie bei den „gefühlten“ Misserfolgen, ob es wirklich ein Misserfolg ist.

Was passiert genau?

Die Grenzen zwischen Ihnen und Ihren Mitmenschen verschieben sich. Bisher war der Grenzverlauf sehr dicht um Sie herum, jetzt wird Raum geschaffen, damit Sie wieder Luft zum Atmen bekommen. Sie dürfen sich in Ihren Grenzen sicher und gut fühlen und auch sagen, was Sie denken. Im Regelfall sind die meisten Menschen, auch die Familie, nicht sonderlich begeistert, wenn einer plötzlich neue Grenzen ziehen möchte. Im Umkehrschluss müssen die anderen den bisher besetzten Platz räumen. Das führt zu Unstimmigkeiten.

Stellen Sie sich das Bild eines Baumes vor. Ein kleiner dünner Baum hat nur einen kleinen Radius um sich herum, wo sich die Wurzeln in der Erde festkrallen und ihm Halt geben. Er ist „leicht“ umzuschubsen und hat nicht viel Kraft. Vielleicht so, wie Sie bisher waren. Eine große Eiche hat ein weitreichendes und tiefgehendes Wurzelwerk, hat Kraft und Stärke, um auch bei einem Sturm sicher und fest zu stehen.

Sie sind dabei, eine Eiche zu werden. Sie erarbeiten sich festere und weitreichendere Wurzeln. Der Sturm der negativen Reaktionen zerrt an Ihnen, und versucht, sie umzuwerfen. (Damit testet Ihr Umfeld, wie sicher Sie schon stehen.) Nach dem Sturm kommt die Ruhe. Dann hat sich alles sortiert, Ihre Mitmenschen haben sich damit abgefunden und Sie haben sich Ihre Stärke erarbeitet. Herzlichen Glückwunsch!

Hinweis 7: Es gibt nur Pausen!

Leider muss ich Sie enttäuschen. Ganz ruhig wird es nie, es hört niemals komplett auf. Die lieben Mitmenschen werden Ihre neu gezogenen Grenzen immer mal wieder austesten. Ihnen werden wieder entsprechende Situationen begegnen. Aber Sie sind stark. Nehmen Sie es sportlich und betrachten Sie es als Krafttraining. Ihre Stärke darf erhalten bleiben oder besser noch weiter wachsen. Bleiben Sie einfach dran – Sie schaffen das!

Zusammenfassung

Trainieren Sie Ihre neuen Muster in leichten Situationen. Dann suchen Sie die nächsten Herausforderungen, wachsen Sie Stück für Stück. Schreiben Sie Ihre Erfolgserlebnisse auf, um sich in schlechten Phasen zu motivieren. Das gibt Ihnen Sicherheit und Kraft. Beachten Sie die umgekehrten Vorzeichen bei den Reaktionen Ihrer Mitmenschen und beschimpfen Sie sich nach Möglichkeit nicht selbst. Die Vergangenheit können Sie nicht ändern, also verschwenden Sie Ihre Energie nicht dafür. Sie nehmen Ihr Leben jetzt in die eigenen Hände und übernehmen Sie nur noch die Verantwortung für sich. Entlassen Sie Ihre Mitmenschen in ihre Eigenverantwortung.

Ihren Mut finde ich großartig! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! 

Ich freue mich, wenn Sie mir von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen in den Kommentaren berichten wollen.

 

Blogbeitrag: September 2017 / Bildnachweis: pixabay.com

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