Das Ego Teil 3: Recht haben müssen – immer und ständig!

Hier ist der 3. Teil der Blogserie zum Thema Ego. Während es in Teil 1 um die Ego-Funktion Schuldzuweisung an andere, drehte sich im 2. Teil alles um den ständigen Vergleich. Damit lässt uns unser Ego ständig besser (oder schlechter) als andere aussehen.

In diesem Teil geht es um die Ego-Funktion des Recht-haben-Müssens. Wir lassen uns auf harte Diskussionen und Konfrontationen ein und beharren darauf, dass wir Recht haben. Doch haben Sie diese Notwendigkeit schon mal hinterfragt?

Ablenkung vernebelt den Blick aufs Wesentliche

Während wir uns zwischenmenschlich mit Streitereien, mit Ärger über belanglose TV-Sendungen und mit anderen Menschen beschäftigen, kommen wir immer weiter von unserer Eigenverantwortung ab: Wir sind das Opfer der Umstände, der Zufall hat uns übel mitgespielt und alles lässt sich nur auf beschwerliche Art und Weise verändern.

Aber es geht definitiv anders. Leichter. Einfacher. Unangenehmer. Denn wenn wir den Fernseher abschalten, anderen Leuten nicht mehr die Schuld zuschieben, wenn wir uns nicht um die Streitereien auf der Straße scheren und uns nicht mehr über alles und jeden wegen Kleinigkeiten aufregen, dann bleibt nur noch ein Fokus für unsere Aufmerksamkeit: Wir selbst!

Dann sind wir gezwungen, uns so genau unter die Lupe zu nehmen, wie wir das bisher mit allen anderen gemacht haben. Doch ich möchte Sie vorwarnen: Wir sind nicht in jeder Beziehung so toll, wie wir den anderen Menschen gerne vorspielen.

Sturheit können wir gut!

Zu diesem Zeitpunkt werden wir bemerken, dass wir sehr gerne Recht haben. Warum ist das so?

  • Weil wir glauben, dass unsere Meinung die richtige ist?
  • Weil wir zu 100% sicher sind, dass wir Recht haben?
  • Weil wir anderen Menschen aufzeigen wollen, dass wir besser (informiert) sind?
  • Weil wir uns klein fühlen, wenn wir einer anderen Person Recht geben müssen?

Ich möchte Ihnen eine Frage stellen: Wie oft haben Sie schon auf Ihrer Meinung bestanden, obwohl es keinen erkennbaren Grund dafür gab? Damit meine ich auch die Diskussionen, in denen jeder Beteiligte eine andere Meinung haben kann und in denen es unterschiedliche Lösungswege gibt. Geht es auch mal nur ums Prinzip?

Umwerfende Erkenntnis

Als ich mich dieser Frage gestellt habe, lautete die Antwort: „Ziemlich oft!”

Diese Erkenntnis hat mich ziemlich umgehauen. Warum geht es mir nur ums Prinzip? Warum kann ich meinem Gegenüber keinen Respekt entgegenbringen und seinen Standpunkt akzeptieren? Warum fühle ich mich genötigt, meine Argumente ein zweites und ein drittes Mal zu vorzubringen, in der Hoffnung steter Tropfen höhlt den Stein?

Das hat schon etwas von übertriebenem CO²-Ausstoß, schuldhafte Verschlimmerung des Klimawandels und einer ziemlichen Ignoranz. Wirklich erschreckend – und darin liegt der unangenehme Teil dieser Erkenntnis. Mir war nicht bewusst, dass ich so ignorant sein kann.

Denn wir wissen nicht, was wir tun!

Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wir wissen nicht, was wir tun. Uns ist nicht bewusst, dass wir blind einem lange (im Ego) etablierten Ablaufschema folgen.

Wir könnten uns aus der Verantwortung stehlen: „Das Ego ist schuld!”, aber im Zuge von eigenverantwortlichem Handeln zieht diese Ausrede nicht mehr. Im Ego ist zwar das Programm „Ich muss Recht haben.” schon lange verankert, aber für unsere Worte und Taten sind wir immer noch selbst verantwortlich.

Beobachten Sie sich!

Daher ist es gut, sich nicht mit Dingen im Außen abzulenken, sondern sich selbst in den Fokus zu rücken. Erst wenn Ihnen klar ist, dass Sie einem unbewussten Muster folgen, können Sie dieses erkennen, das Programm stoppen und mit einer anderen Reaktion das alte Programm überschreiben. Damit übernehmen Sie echte Verantwortung und zollen Ihrem Gegenüber in vielen Fällen Respekt und Wertschätzung.

Kennen Sie die, die kein Ende finden?

Haben Sie Menschen in Ihrem Bekanntenkreis, bei denen Sie eher flüchten wollen, als sich auf eine Diskussion einzulassen? Warum ist das so? Ist dieser Mensch vielleicht ein unerbittlich kämpfender Zeitgenosse, der so lange diskutiert, bis er endlich Recht bekommen hat? Wie gerne sind Sie mit einem solchen Menschen zusammen?

Ich frage Sie das aus einem Grund: Wenn Sie selbst so einige Diskussions-Leichen im Keller liegen haben, wieviel Freunde und Bekannte haben Sie damit schon vergrault?

Wenn Sie in Zukunft mehr Wert auf eine gute Beziehung zu Freunden und Bekannten legen, beobachten Sie Ihren Drang, Recht haben zu müssen. Ihr Ego ist bereit, das Programm jederzeit zu starten, wenn es glaubt, dass Sie sich beweisen müssen.

Der Ursprung in unserm Ego: die Programmierung

Das Ego hat die Aufgabe, Sie zu beschützen. Das tut es. Es stellt Ihre Meinung also grundsätzlich nicht infrage, sondern sagt ständig: „Mein Mensch hat immer Recht. Die Aussagen, die er trifft, sind immer richtig.” Das Ego veranlasst Sie, vehementer zu werden: „Sag es nochmal, der hat es noch nicht verstanden.”

Die Steigerung: das Intensiv-Programm

Doch sobald das Intensiv-Programm das Gefühl hat, Ihr Gegenüber läuft nicht schnell genug in die richtige Richtung, werden die Programmfunktionen intensiver und die harten Geschütze werden aufgefahren, wie

  • nicht mehr ausreden lassen,
  • die Anwendung von Killerphrasen,
  • die ständige Wiederholung der gleichen Aussagen, (steter Tropfen und so)
  • nicht mehr hinhören,
  • die Gegenargumente einfach ignorieren,

Wie Sie dieses Programm verändern können.

Wenn Sie Ihre Gespräche in der nächsten Zeit einmal von einer Beobachterposition betrachten können, sind Sie auf einem guten Weg. Sie werden leicht erkennen, wo Ihr Ego das Programm Recht haben müssen anwirft.

Stellen Sie sich die Frage, ob das Programm notwendig ist. Falls nicht, stoppen Sie es. Sagen Sie Ihrem Gegenüber: „Ich vertrete zwar eine andere Auffassung, aber ich kann deine Meinung respektieren.”

Und dann kehrt Stille ein.

Wenn Sie bisher immer weiter diskutiert haben, werden Sie erstaunte Blicke ernten.

Es könnte auch sein, dass Ihr Gegenüber sich an seinem Ego-Programm Recht haben müssen weiter festklammert. Er versucht, Sie vielleicht noch aus der Reserve zu locken, aber wenn Sie gelassen bei Ihrem Statement bleiben, hat er keine Chance.

Ich gönne Ihnen diesen Moment. Ich fand ihn so unglaublich genial, dass ich diesen verdutzten Gesichtsausdruck heute noch vor mir sehe und fast loslachen muss.

Die Veränderung: positiver, entspannter, leichter

Mein Leben ist seit meiner Programmänderung viel positiver geworden. Die Freundschaften sind stabil und ich lerne viel mehr über andere Menschen, als ich mir vorstellen konnte, weil ich in Diskussionen aufmerksam hinhöre.

Für mich war es eine der einfachsten Erkenntnisse, die sich tatsächlich leicht umsetzen ließ. Unangenehm empfand ich mich selber, als ich mir mein Verhalten vor Augen führte. Aber es geht nicht um Schuldgefühle oder Scham, sondern um das Registrieren, das Abhaken und das Sich-auf-die-Zukunft-Konzentrieren. Die Vergangenheit ist nicht mehr veränderbar.

Meine Meinung vertrete ich auch schon mal vehement, aber ich prüfe dann, ob es aus niederen Beweggründen passiert (nur um Recht haben zu wollen) oder ob es mir ein echtes Anliegen ist, dass mein Gegenüber versteht, warum ich diese Auffassung habe.

Auf eine mehrfache Wiederholung meiner Argumente versuche ich zu verzichten, zugunsten des Klimawandels und der Wertschätzung meines Gegenübers. Ich gehe davon aus, dass er meiner Argumentation folgen konnte.

Ich drücke Ihnen die Daumen für einfache und leichte Erkenntnisse sowie ein schnelles Abhaken des unangenehmen Teils. Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg und angenehme Diskussionen!

Falls Sie Fragen haben oder mich an Ihren Erfolgen teilhaben lassen möchten, können Sie mir gerne über die Kommentarfunktion schreiben. Sie erhalten eine Bestätigungsmail mit Ihren gemachten Angaben. Online erscheint Ihr Kommentar erst nach der Freigabe.

Hier geht es zur Blogserie „Das Ego Teil 1: Schuld sind immer die anderen!”

Den 2. Teil der Blogserie: „Der ständige Vergleich!” finden Sie hier.

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Blogbeitrag: November 2018 / Bildnachweise: https://pixabay.com/

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