Last Christmas – endlich vorbei!

Der Weihnachtswahnsinn auf einem neuen Level

Nicht nur, dass mir das Lied zu den Ohren rauskommt, in diesem Jahr ist es mir so deutlich wie noch nie vor Augen geführt worden: Weihnachten – die Krönung der Schein-Heiligkeit. Ich habe meine Rückschlüsse daraus gezogen und spiele nicht mehr mit – meine Strategie funktioniert.

Die Massenhypnose

Es gleicht einer Massenhypnose, die im Kalender fix verankert ist: auf Kommando losrennen, Geschenke kaufen, Termine machen und in Stress oder Hektik verfallen.

Wenn im Oktober bereits die ersten Informationen ausgetauscht werden: „Ich will dieses Jahr mal früher anfangen …”, zielt alles bereits auf Weihnachten ab. Wir sind abgerichtet wie ein gut dressierter Hund.

Im Voraus wird geplant, was wann mit wem zu erledigen ist: mit dem Partner die Weihnachtseinkäufe machen, mit den Kollegen die Weihnachtsfeier planen und mit Freunden oder Bekannten viele Termine zum Weihnachtsmarktbesuch abstimmen.

70 dB für Dauerschleifen mit „Jingle Bells” und „Last Christmas”

Diese Nachricht war es, die mich aus der Hypnose aufgeweckt hat. Die Gewerkschaft ver.di forderte eine Lautstärkenbegrenzung in Geschäften, um die Angestellten zu schützen.

Was verleitet Unternehmen dazu, die Musiklautstärke einfach höher zu drehen? Müssen sie in der Weihnachtszeit gegen die Weihnachtsmärkte ankommen? Von stiller und besinnlicher Zeit dürfen die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Läden wohl nur träumen, an der Realität läuft das komplett vorbei.

Weihnachten vs. Fasching

Es gibt durchaus viele Menschen, die ganz klar festlegen, dass ihnen Fasching – oder Karneval – „am Hintern” vorbeigehen darf. Obwohl es im Kalender steht. Es kratzt sie nicht, sie können und wollen nicht auf Kommando fröhlich, lustig oder betrunken sein.

Warum Weihnachten nicht mal ausfallen lassen?

Ah ja – da war was mit den Geschenken. Der Ursprungsgedanke von Weihnachten ist ein anderer, aber wie wird das heute gelebt?

Die Älteren unter uns werden sich noch an die pure Freude erinnern, wenn man beim Abschmücken des Baumes die Schokoladenanhänger aufessen durfte. Heute werden Radiospots gesendet, dass der Millennium-Falke von Lego – nur heute – im Angebot ist: statt 799 Euro nur 649 Euro. – ??? Auf welchem Planeten sind wir denn gelandet?

Ist es eine Art Lotterie, die ich einfach verpasst habe? Wer das meiste Geld investiert, bekommt etwas dafür? Vielleicht ein längeres Leben? Die Absolution? Oder geht es um die Beruhigung des schlechten Gewissens? Lieber ein paar Hunderter für ein Geschenk springen lassen, anstatt die eigenen Termine zu reduzieren, um Zeit mit den Kindern, den Eltern und der Familie zu verbringen?

Extreme Verhaltensweisen

Schauplatzwechsel. Das Erlebnis-Shoppen kurz vor Weihnachten: Lebensmittel! Gefühlte Hamsterkäufe in völlig überfüllten Läden. Man bedenke, drei Tage hat kein Laden auf. Der Charme von Weltuntergang und mit Gedrängel, Hektik und Stress geht das Gemüt langsam in den roten Bereich.

Es ist soweit: Weihnachtsabend. Die Familie trifft ein und – da ist es wieder: auf Kommando besinnlich, fröhlich, heiter und friedlich sein. Manchmal auch gute Miene zum bösen Spiel machen, aber es sind ja nur 3 – ach, was sage ich, 2,5 Tage: Ja, wir schaffen das!!

Die Ruhe vor dem Sturm

Aus der vollen Hektik in die friedliche Stimmung, das birgt die Gefahren einer Schlechtwetterfront. Das Unwetter bricht direkt nach dem 2. Weihnachtsfeiertag los. Die Läden sind wieder geöffnet und alle zurückgehaltenen Aggressionen dürfen im Einkaufs- und Umtauschwahn endlich rausgelassen werden. Die armen Verkäuferinnen und Verkäufer, die nicht einfach flüchten dürfen, sondern dieses Chaos – nach den Tagen der Stille, Ruhe und Besinnlichkeit – ertragen müssen.

Muss das so sein?

Da darf man sich ernsthaft die Frage stellen, ob es notwendig ist, sich hypnotisiert auf diese Dressur einzulassen.

Mein Selbstversuch hatte Erfolg. Ich war nur zwei Mal auf dem Weihnachtsmarkt, das war völlig ausreichend. Der Sport brachte zwei Weihnachtsfeiern in den Kalender, alles andere ist in den Januar und in die Folgemonate verschoben worden.

Positiv habe ich auch die Antworten wahrgenommen: „Ja – lass uns das auf Januar oder Februar verschieben.“ Dankbare Blicke, ein tolles Gefühl.

Die Geschenke sind auf ein Minimum runtergefahren, überwiegend für die Kinder. Gemeinsames Schenken entspannt zusätzlich. Ich lege mehr Wert auf Zeit, die ich mit der Familie und Freunden verbringe. Es muss kein ausgefallenes Essen geben, lecker darf es sein – mit einer guten Stimmung, das reicht mir völlig.

Meine Erfolgsstory

Mich aus den „allgemeinen” Verhaltensweisen rauszunehmen, war dieses Jahr ein beeindruckendes Erlebnis. Ich hatte Zeit, keinen Stress, keine Hektik. Ich konnte das Jahr abschließen, ohne Rangelei und Drängelei, es war angenehm, still und friedlich. So wie Weihnachten sein sollte.

Das war eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Den Sinn von Weihnachten werde ich auf das ganze Jahr verteilen: Zeit mit Familie und Freunden verbringen, vielleicht auch ein paar Geschenke kaufen – ganz entspannt.

Ich lasse mich vom Kalender nicht mehr in die Weihnachtshypnose versetzen und werde mich ab Oktober ganz egoistisch auf eine minimalistische Beteiligung einlassen.

Vielleicht versuchen Sie es auch mal, es ist sehr inspirierend. Doch wie auch immer, ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute für das neue Jahr!

 

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Blogbeitrag: Dezenber 2018 / Bildnachweise: https://pixabay.com/

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Kommentare:

05.01.2019, Wiebke Katzenberger

Als meine Tochter 7 Jahre wurde, ließ ich die Blase des Weihnachtsmannes platzen.

Sie war begeistert, dass der Weihnachtsmann, Omas, Tanten, Cousinen und alle anderen Familienmitglieder ihr soviele und schöne Sachen schenkten. Ihre Aussage war: „So viele schöne Geschenke - von allen. Und vom Weihnachtsmann am Meisten. Du kannst mir ja nichts schenken, dass verstehe ich. Brauchst Du auch nicht.”

Verdammt!

Ich war der Weihnachtsmann. Meinem Kind sollte es an nichts mangeln und deswegen bekam es Geschenke von mir, wie es nur eine Prinzessin bekam.

Ich musste ihn demaskieren. Diesen WEIHNACHTSMANN! Und damit den Kommerz.

Mein Sohn, der sechs Jahre jünger ist, kam nie in den Genuß der frühkindlichen Fantasie, dass es eine höhere Macht gibt, die ihm das Leben versüßt und die Mutter aufs Abstellgleis schickt.

Meine Kinder sind jetzt erwachsen. Vor ein paar Jahren gaben sie den Anstoß, dass wir unser Weihnachtsfest ganz ummodeln.

Bei uns ist es ein Jahresfest. Wir beschenken und mit einem Teil - weil uns schenken und Geschenke bekommen Spaß macht. Wir essen lecker. Spielen. Lachen. Trinken. Plaudern. Es ist ein Jahresfest zu Ehren unserer kleinen Familie. Eines jeden Familienmitgliedes. Und zur Ehre unserer Liebe und unser Dasein füreinander.

Ich bin dankbar. Dankbar, dass ich den freien Gedanken an meine Kinder weitergegeben habe und sie ihn weiterentwickeln. Sie sind so unglaublich gut gelungen. Alle beide sind sie schon Leuchttürme in ihren Altersklassen.

Liebe Helga, ich danke Dir für diesen Impuls, mitten aus Deinem Leben.

Ich hoffe, dass er viele Menschen erreicht und wachrüttelt, so wie mich meine damalige kleine Tochter! Es kann nur besser werden, wenn der Mensch etwas anderes macht.

Wer ein anderes, besseres Sein haben möchte, jedoch immer noch das Alte macht, wird sich sicherlich wundern, dass er immer noch im Schlamm der grauen Masse watet und ihn sich immer wieder von den Hosen abklopfen muss.

Klar, dass man da kalte Füße haben muss ;-)

Für unser aller Leben!

Sejkona Wiebke 

07.01.2019, Helga Ranft

Liebe Wiebke,

vielen Dank für das Teilen Deiner wertvollen Erfahrung.

Es ist sehr bereichernd zu lesen, was Ihr für eine tolle Familienzeit daraus gemacht habt. Es klingt sehr stimmig und lädt zum „Nachmachen" ein.

Ich wünsche mir, dass wir wachsamer werden und auch manche Traditionen einfach mal hinterfragen.

Hab eine zauberhafte Woche!

Herzliche Grüße

Helga