Übergriffigkeit oder Schutz?
Vielleicht kommt Ihnen die Situation bekannt vor: Sie kommen zu einer Feier oder einer anderen Veranstaltung. Sie kommen allein.
Die anderen Gäste freuen sich, dass Sie da sind und fragen direkt nach, wo den der 2. Gast wäre, den Sie mitbringen wollten. Sie erfinden eine Ausrede für den Menschen, der plötzlich keine Lust mehr hatte.
Ich war kreativ, was die Begründung anbelangte, warum der/die Andere verhindert ist. Zwar war ich von der Wahrheit ziemlich weit entfernt, kam aber damit durch.
Warum habe ich das gemacht? Ich dachte, damit rette ich meine „Haut” und bewahre den Gastgeber vor der (bitteren) Wahrheit. Die Krux ist, der Gastgeber hatte mich nie darum gebeten, ihn vor etwas zu bewahren. Auf meinem Mist ist der Gedanke entstanden, dass das vielleicht nicht so schön für ihn wäre, wenn er mit der Wahrheit konfrontiert wird. Das ist übergriffig, denn ich hatte keinen Auftrag, ihn vor unangenehmen Aussagen zu schützen.
Oben drauf kam noch, dass ich gelogen habe - und das war keine gute Idee. Mit ist bekannt, dass ich das, was ich in den Wald hineinrufe auch zurückbekomme. Lügen in Welt rufen bedeutet, persönlich mit Lügen konfrontiert zu werden. Doch irgendwann hat man keine Lust mehr auf Unehrlichkeit.
Damit stellt sich die Frage: Ändert es etwas, wenn ich die Wahrheit sage?
Ja. An mehreren Stellen.
- Ich lüge nicht mehr (Wald rein, Wald raus).
- Ich sorge mich nicht mehr um meinen „Status”
- Ich lasse jeden in seiner Eigenverantwortung stehen (keine Übergriffigkeit, keinen Schutz).
- Beide müssen sich entscheiden, wie sie damit umgehen möchten (Wachstumsprozess). Der Gastgeber, wie er das aufnehmen möchte und der Party-Verweigerer, muss die Konsequenz seiner Entscheidung tragen.
- Vielleicht verändert sich zukünftig die Konzeption der Feier/Veranstaltung, als Ergebnis dieser klaren Aussage.
Schauen Sie sich Ihre Situationen einmal genauer an. Sind Sie der Beschützer? Wenn ja, wen beschützen Sie wirklich? Oder sind Sie übergriffig und beschützen eine Person, die Ihnen keinen Auftrag gegeben hat?
Falls Sie sich mit mir über Ihre Erfahrungen austauschen möchten, können Sie mir gern eine E-Mail schreiben. Ich freue mich darauf.